Drei "Zauber" - Bitte um Prüfung

Moderator: Moderatoren

Post Reply
Simsalabim
Posts: 15
Joined: Mon Nov 21 2011 18:56

Drei "Zauber" - Bitte um Prüfung

Post by Simsalabim »

Hallo liebe Experten,

eine Freundin hat mich um Übersetzunghilfe gebeten, aber da ich kein Profi bin, würde ich mich sehr freuen, wenn Ihr meine Versuche nochmal unter die Lupe nehmen könntet. Ich hoffe, ich habe soweit alle Feinheiten bedacht... Die Übersetzungen sind natürlich nur Näherungen, aber das wisst Ihr ja selbst am Besten!

1. "Lausche dem Wind, er flüstert zu Dir."

lathra- => (be)lauschen => Imperativ: lathro
gwae(w) = Wind, weich mutiert = i ‘waew
ped- = sprechen; pêd = er spricht
le = zu dir (eigentlich Akk. Pronomen)
dínen = leise

Lathro i ‘waew, le pêd dínen.
((Be)lausche den Wind, er spricht leise zu dir.)


2. "Die Kraft des Waldes durchströmt mich, und soll nun Dir innewohnen."

tûr = Kraft => i dûr
taur = Wald => i daur; tawar = Wald => i dawar
siria- = fließen; tre- = durch als Vorsilbe, löst weiche Mutation aus => trehiria
nin = mich
a = und; löst Sibilantmutation aus, (keine Auswirkung auf s und m)
siria = fließen => Futur: siriatha ODER minna-= hineingehen
na = nach/ zu => Lenition
achen = dir ?
le = dich/zu dir ?


I dûr i dawar trehiria nin a siriatha hi na echin.
(Die Kraft des Waldes durchfließt mich und wird nun zu dir fließen.)

ODER

I dûr i dawar trehiria nin a minnatha hi gin.
(Die Kraft des Waldes durchfließt mich und wird nun in dich hineingehen bzw. „dich betreten“.)



3. "Ruht euch aus und schöpft neue Kraft."

sedh = ruhen => Imperativ: sedho
a = und; löst Sibilantmutation aus
cýra- = erneuern => Imperativ: cýro
tûr = Kraft => weich mutiert zu dûr
lîn = dein

Sedho a chýro i dûr lîn. (Ruhe und erneuere deine Kraft.)


Für Feedback wäre ich sehr dankbar!

Liebe Grüße,

Simsalabim
Ailinel
Posts: 1715
Joined: Fri Mar 16 2007 11:53

Post by Ailinel »

Zu Satz 2:
Simsalabim wrote: 2. "Die Kraft des Waldes durchströmt mich, und soll nun Dir innewohnen."

I dûr i dawar trehiria nin a siriatha hi na echin.
(Die Kraft des Waldes durchfließt mich und wird nun zu dir fließen.)
Der Dativ ("dir") erscheint nur in der deutschen Übersetzung, in Sindarin folgt auf na einfach ein leniertes Wort, in dem Fall vermutlich das Objektpronomen *gin. Das ebenfalls nicht attestierte *echin inkludiert ja bereits die Präposition an; mit **na echin hättest du etwas wie "zu für dich".

Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass zur Übersetzung dieses Satzes evtl. auch das Verb dortha- herangezogen werden könnte.

Abgesehen davon fällt mir auf, dass du zur Übersetzung der 2. P. Singular in Satz 1 die formelle Form wählst; in Satz 3 hast du im Deutschen ursprünglich 2. P. Plural, dann aber wieder Singular, ebenfalls formell. In Satz 2 jedoch das vertrauliche "Du".
Vielleicht ist es ja so beabsichtigt.
Simsalabim
Posts: 15
Joined: Mon Nov 21 2011 18:56

Post by Simsalabim »

Vielen Dank schon mal für die Anmerkungen! Mit den Pronomen habe ich in der Tat so meine Schwierigkeiten...


Zur 2. Person Plural:

Da es sich um eine Art Zauber handelt, finde ich eine formelle Form ganz passend.

Bei Satz 3 finde ich Singular eigentlich passender. (Klar, der "Urtext" gibt etwas anderes vor.)

Könnte mir demnach folgende Varianten vorstellen:

2. I dûr i dawar trehiria nin a siriatha hi na gin. Geht auch "na le" am Ende als formelle Form? Andere Wortstellung?

Braucht man das "na" dann überhaupt? Oder ginge auch: I dûr i dawar trehiria nin a le siriatha hi?

3. Sedho a chýro i dûr lîn. (formell singular)
Sedho a chýro i dûr dhîn. (formell plural)
Sedho a chýro i dûr gîn. (informell singular und plural)


Ginge das so? Bzw. was davon funktioniert?

Ich hatte übrigens über dortha- nachgedacht, muss aber gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wie ich dazu das Futur bilde, da mir die Dopplung der Silbe tha irgendwie komisch vorkam. Von "sollen" habe ich direkt Abstand genommen, da ich mich dunkel erinnere, dass eine direkte Übersetzung problematisch ist.
Ailinel
Posts: 1715
Joined: Fri Mar 16 2007 11:53

Post by Ailinel »

Ob formelle Form oder nicht, musst du entscheiden. Welche Anredeform beim Zaubern "passend" ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Geht auch "na le" am Ende als formelle Form?
Attestiert ist meines Wissens überhaupt keine Textstelle mit na und folgendem Personalpronomen. Es erscheint mir nur unwesentlich spekulativer als na gin.
Braucht man das "na" dann überhaupt? Oder ginge auch: I dûr i dawar trehiria nin a le siriatha hi?
Das hieße m.E. eher "[...] und Sie werden nun fließen".
3. Sedho a chýro i dûr lîn. (formell singular)
Sedho a chýro i dûr dhîn. (formell plural)
Sedho a chýro i dûr gîn. (informell singular und plural)


Ginge das so? Bzw. was davon funktioniert?
Alle drei funktionieren.
Ich hatte übrigens über dortha- nachgedacht, muss aber gestehen, dass ich keine Ahnung habe, wie ich dazu das Futur bilde, da mir die Dopplung der Silbe tha irgendwie komisch vorkam.
Die Form wäre dennoch dorthatha.
Simsalabim
Posts: 15
Joined: Mon Nov 21 2011 18:56

Post by Simsalabim »

Ailinel wrote:
Braucht man das "na" dann überhaupt? Oder ginge auch: I dûr i dawar trehiria nin a le siriatha hi?
Das hieße m.E. eher "[...] und Sie werden nun fließen".
Aber dann würde man das Pronomen ja als Subjektpronomen interpretieren, was aufgrund der Verbendung nicht passen würde.

Wie auch immer, ich erkenne die Problematik... Die Pronomen sind einfach ein schwieriges Thema.


Wollte jetzt auch gar keine Beratung in Bezug darauf, ob formell oder informell besser passt. Das ist vielleicht falsch angekommen.

Auf jeden Fall vielen Dank!!
Ailinel
Posts: 1715
Joined: Fri Mar 16 2007 11:53

Post by Ailinel »

Simsalabim wrote:Aber dann würde man das Pronomen ja als Subjektpronomen interpretieren, was aufgrund der Verbendung nicht passen würde.
Die Verbendung (3.P.Sg.) würde hier schon passen, da das explizit genannte Subjektpronomen im Singular steht.
Vgl. Grammatik (Verben, Grundlegendes, Bemerkungen 3.)!
Simsalabim
Posts: 15
Joined: Mon Nov 21 2011 18:56

Post by Simsalabim »

Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil! ;-)

Danke für die Aufklärung. Dieser Zusatz war mir durch die Lappen gegangen.

Mir ist noch eine Idee gekommen, wie man das Objektpronomen umgehen könnte. Statt "dir innewohnen" könnte man auch "in deinem Körper wohnen/verweilen" sagen.

I dûr i dawar trehiria nin a dorthatha hi mi i'raw gîn/lîn. (Auch hier kommt man allerdings nicht um rekonstruierte Formen herum.)

Thorsten Renk nutzt für in + Artikel an einer Stelle "min" (Lektion 2, "min adab" = in the house). Ich konnte bisher aber keine näheren Informationen dazu finden. In den Grammatikerklärungen auf Sindarin.de wird erläutert, dass die Possessivpronomen in der Regel mit dem bestimmten Artikel verwendet werden, wenn es sich um unbelebte Objekte handelt, nicht aber mit Personen. Nun ist der Körper ja eigentlich belebt, aber nicht direkt eine konkrete Person. Irgendwelche Ideen, was da am ehesten plausibel wäre?

Wie immer tausend Dank für die Unterstützung!!
Ailinel
Posts: 1715
Joined: Fri Mar 16 2007 11:53

Post by Ailinel »

Leider kann ich erst frühestens nächste Woche etwas Fundiertes antworten, vielleicht hat ja sonst jemand Zeit.
LG
Simsalabim
Posts: 15
Joined: Mon Nov 21 2011 18:56

Post by Simsalabim »

Du hast mir schon sehr geholfen! Falls irgendjemand noch Ideen/Vorschläge hat, wäre es natürlich toll. Ich gedulde mich aber auch gerne. Auf ein paar Tage kommt es da gar nicht an.

Finde es sowieso ganz großartig, dass hier so viele nette Kenner ihre Zeit opfern und weniger gut Bewanderte so prima beraten.
User avatar
Roman
Admin
Posts: 2049
Joined: Tue Mar 13 2007 13:27
Contact:

Post by Roman »

Thorsten Renk nutzt für in + Artikel an einer Stelle "min" (Lektion 2, "min adab" = in the house). Ich konnte bisher aber keine näheren Informationen dazu finden. In den Grammatikerklärungen auf Sindarin.de wird erläutert, dass die Possessivpronomen in der Regel mit dem bestimmten Artikel verwendet werden, wenn es sich um unbelebte Objekte handelt, nicht aber mit Personen. Nun ist der Körper ja eigentlich belebt, aber nicht direkt eine konkrete Person. Irgendwelche Ideen, was da am ehesten plausibel wäre?
Man sollte nicht Linguistik und Biologie vermischen - da der Körper per Definition keinen eigenen Willen hat, ist er unbelebt, also *min 'raw gîn/lîn.
(Anekdote am Rande: Russisch unterscheidet zwischen belebt und unbelebt im Akkusativ und da ist das Wort "Roboter" ganz klar belebt - gemeint ist dabei natürlich die populäre Science-Fiction-Variante, nicht der Industrieroboter.)
Simsalabim
Posts: 15
Joined: Mon Nov 21 2011 18:56

Post by Simsalabim »

Roman wrote: Man sollte nicht Linguistik und Biologie vermischen - da der Körper per Definition keinen eigenen Willen hat, ist er unbelebt, also *min 'raw gîn/lîn.
Ja, so dachte ich mir das auch, aber ich frag lieber nach, um sicher zu gehen. Vielen Dank für all die wunderbare Hilfe!!!
Post Reply