"Wie geht es Dir?"

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Lino
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"Wie geht es Dir?"

Post by Lino »

Mae govannen mellyn,

eine weitere Stimme erhebt sich im Kreis der Sprechenden, auch wenn ich "nur" über HdRo zum Elbischen gekommen bin, stoeß ich mit den überall kursierenden wortlisten schnell an die Grenzen des Möglichen und außerdem interessiere ich mich schon seit langem für Kryptographie und fremdartige Zeichen, so daß ich tiefer in das wohlklingenede Sindarin eintauchen musste.
Nach einiger Zeit des lernens und meinen ersten Gehversuchen auf Elbisch habe ich mich bald gefragt:"Wie erkundigt man sich nach dem Befinden des Gegenübers?"
Daß ein Gesprach im Zweifelsfall etwas blumiger beginnt als mit einem saloppen "Tach, wie isset?" ist mir schin klar, trotzdem habe ich keine gängige wendung gefunden.
Ich bin schon gefragt worden:"Man mathach?" jedoch scheint mir matha- eher fühlen im Sinn taktiler Sensation zu sein.
Auch das Verb gehen scheint mir hier nicht angebracht und ich würde auf die Frage Man padach? wohl eher antworten Na Imladris.
Mein Vorschlag dazu wäre zu fragen:"Man pídach?", also "Was sprichst Du?" , da die Elben ja als Quendi bezeichnet werden und die Sprache als ihre herausragende Eigenschaft gilt.
Was haltet Ihr davon?

Danke für Eure Zeit.

Lino
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Maewen
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Re: "Wie geht es Dir?"

Post by Maewen »

Hallo Lino, willkommen bei den Freunden der Sprache :-)
Lino wrote:Mein Vorschlag dazu wäre zu fragen:"Man pídach?", also "Was sprichst Du?" , da die Elben ja als Quendi bezeichnet werden und die Sprache als ihre herausragende Eigenschaft gilt.
Was haltet Ihr davon?
Zunächst mal macht die Form an sich auf mich den Eindruck ein Pescharin'scher Aorist oder so etwas ähnliches zu sein. Die Bildung des Aorists ist meines Wissens nicht ganz sicher, die einzigen Formen, die wir evtl. dafür haben sind síla, tíra und evtl. aníra (wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege). Ich selbst würde vermutlich eher pedich/pedil sagen...
Ich fürchte allerdings, dass ein Elb auf die Frage "was sprichst du" evtl. edhellen antworten könnte ;-) Ich könnte mir vorstellen, dass die Elben eine etwas umständlichere Forulierung verwenden würden, wie etwa "ist dein Herz froh" o.ä., aber sicher sein können wir da natürlich nicht.
Lino
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Re: "Wie geht es Dir?"

Post by Lino »

Le hannon Maewen,

schön daß Du schon so schnell geantwortet hast.
Maewen wrote:Zunächst mal macht die Form an sich auf mich den Eindruck ein Pescharin'scher Aorist oder so etwas ähnliches zu sein.
Es ist eine Form nach Pesch, genauer ist es 2. pers. sing. präsens gemäß Tabelle 2 , s. 124 im grünen Pesch. der entsprechende Aorist wird dort als
pedich angegeben.
Maewen wrote:Ich fürchte allerdings, dass ein Elb auf die Frage "was sprichst du" evtl. edhellen antworten könnte ;-) Ich könnte mir vorstellen, dass die Elben eine etwas umständlichere Forulierung verwenden würden, wie etwa "ist dein Herz froh" o.ä., aber sicher sein können wir da natürlich nicht.
Ich sollte wohl etwas wie "ein paar Brocken Elbisch" antworten ;) wobei auch da fehlen mir die richtigen Worte. Ich hatte auch an etwas blumigeres gedacht, wie z.B. "Was bewegt dein Herz?" oder "singt Deine Seele vor Freude?". Der Ausdruck den ich mit meinen Mitteln derzeit ersonnen habe ist:
" Man pêd faer nîn?" Was sagt Dein Geist?
Ich möchte an der Idee, die Sprache als zentrales Element des Ebischen Seins in den Mittelpunkt der Formulierung zu rücken, festhalten, denn sie ist in diesem Fall von mir ;)
Natürlich ist die Frage nach der Frage nur spekulation, aber damit wird Sindarin lebendig.

Lino
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Thorsten
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Post by Thorsten »

man mathach ist ein alter Vorschlag von mir, und ich stimme zu dass er eigentlich ungeeignet ist. *Vermutlich* wuerden die Elben so was wie 'was ist in deinem Herzen' wobei das letzte Wort mit gûr uebersetzt werden sollte fragen wenn jemand grueblerisch schaut und auf eine innere Antwort zu warten scheint.

Ich kann mir vorstellen dass Elben unsere Art des Smalltalk nach ein paar hundert Jahren langweilig wird und sie nur noch Dinge fragen wenn sie wirklich die Antwort wissen wollen - also nur nach dem Befinden fragen wenn erkennbar ist dass es dem anderen nicht 'normal' geht.

In Tolkien's Texten ist so eine Phrase jedenfalls meines Wissens nach gar nicht uebersetzt (in keiner der Sprachen).
Ailinel
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Post by Ailinel »

Zunächst mal macht die Form an sich auf mich den Eindruck ein Pescharin'scher Aorist oder so etwas ähnliches zu sein. Die Bildung des Aorists ist meines Wissens nicht ganz sicher, die einzigen Formen, die wir evtl. dafür haben sind síla, tíra und evtl. aníra (wenn ich jetzt nicht ganz falsch liege).
Ich denke, die angesprochene Theorie bzgl. Aorist ist eher umgekehrt: síla, tíra, aníra könnten eventuell Präsensformen der Verben *sil-, tir-, *anir- sein, wobei die Aoristformen dann sîl, tîr, anîr wären (und übrigens alle ansonsten als Präsens klassifizierten Formen möglicherweise eigentlich Aorist wären). Die theoretische Überlegung stammt übrigens nicht von Pesch, sondern er hat sie , wie fast alles, bloß übernommen bzw. abgeschrieben, in diesem Fall vermutlich hier.
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Maewen
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Post by Maewen »

Ailinel wrote:Ich denke, die angesprochene Theorie bzgl. Aorist ist eher umgekehrt: [...]
Okay, dann hatte ich da was verwechselt. Aber dass das nicht von Pesch selbst kommt, habe ich mir noch denken können - ich glaube aber, die Besonderheit bei Peschs Präsens-Formen war, dass sie je nach Lust und Laune gebildet werden können :-) (ein kurzer Blick in sein blaues Büchlein bestätigt es: pida kann wahlweise mit kurzem oder langem i geschrieben und wahlweise mit "[er/sie/es] spricht" oder "[er/sie/es] fällt" übersetzt werden ;-) ).
Lino
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Post by Lino »

Hallo Thorsten,

bist Du in HdRo eigentlich auch unterwegs?
Thorsten wrote:man mathach ist ein alter Vorschlag von mir, und ich stimme zu dass er eigentlich ungeeignet ist.
Ich habe nämlich vor ein paar Tagen einen Elben getroffen, der mich nämlich eben jenes fragte, worauf ich mit purem Unverständniss und danach mit Verwirrung reagierte. Daher meine Frage.
Thorsten wrote:Ich kann mir vorstellen dass Elben unsere Art des Smalltalk nach ein paar hundert Jahren langweilig wird und sie nur noch Dinge fragen wenn sie wirklich die Antwort wissen wollen - also nur nach dem Befinden fragen wenn erkennbar ist dass es dem anderen nicht 'normal' geht.
In Tolkien's Texten ist so eine Phrase jedenfalls meines Wissens nach gar nicht uebersetzt (in keiner der Sprachen).
Auch mich verwunderte es, wenn Tolkien tatsächlich eine solche Wendung irgenwo niedergelegt hätte, da er meines Wissens die Elbensprachen nicht als eine Sprache für Geplauder bei Tee entwarf. Nichts desto trotz gibt es nun im "HdRo - Elbenalltag" Situationen wo eine solche Wendung hilfreich wäre. Mit Sicherheit werden hier noch weitere Anfragen bezüglich solcher eher unpoetischen alltäglcihen Wendungen auflaufen.
Was das Wensen und die Gedankenwelt eines Elben angeht, belibt uns, die wir ohne die Gnade der Valar sind, nur die Spekulation. Ich für meinen Teil möchte von meinen Mitelben in HdRo durchaus wissen, wie es ihnen geht.

Danke

Lino
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Lothenon
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Post by Lothenon »

wobei die Aoristformen dann sîl, tîr, anîr wären
Eher anir, denke ich. Die Sundóma-Längung scheint nicht grammatischer Natur zu sein, sondern der selbe Vorgang, der bâr, dôl, brêg hervorgebracht hat: Längung unbetonter Einsilber (s. tôl, blâb, tôg, lâf, orthor, osgar, ...). Zugegebenermaßen würde aber tûl acharn dagegen sprechen..
Ich habe nämlich vor ein paar Tagen einen Elben getroffen, der mich nämlich eben jenes fragte, worauf ich mit purem Unverständniss und danach mit Verwirrung reagierte. Daher meine Frage.
Ich fürchte, diese Phrase hat vor einigen Jahren so ihre Runde gemacht, ich kann mich noch erinnern sie etwa 2001 oder 2002 selbst noch benutzt zu haben :)
Naegreth
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Post by Naegreth »

Ich schätze mal, dass Thorsten nicht in HdRO unterwegs ist. *g* Wenn doch, würd ich Thorond gern mal treffen. *fg* ;)

Sicher hast du einige Leute bei HdRO, die als Elben auch Sindarin-Phrasen verwenden, aber ich kann dir als HdRO-Spieler nur sagen, dass du damit vorsichtig sein solltest. Ich persönlich mag es nicht besonders, wenn Leute, die einen Elben spielen, einfach mal eben so, ohne den Spieler und seine Kenntnisse zu kennen, einen Elben auf Sindarin ansprechen. Man provoziert damit nämlich eine solche Situation - dass jemand entweder erstmal umständlich ooc nachfragen muss, was etwas heißt oder er muss sich nachher womöglich noch als elbisches Findelkind zwergischer Zieheltern outen, wodurch er nie ein Wort seiner Muttersprache gelernt hat. Ein Tipp: Verwende solche Wendungen nur direkt im Gespräch, wenn du weißt, dass dein Gegenüber dich in etwa verstehen müsste.

Ich selbst musste schon ziemlich grinsen, als sich mir jemand erst mit "I eneth nîn ... . Man mathach?" vorgestellt hat (ohne zu wissen, ob ich es verstehe), sich dann aber mit "Atenio!" verabschiedet hat.

Ja, tatsächlich werden solche Phrasen aber von vielen gesucht (für zB HdRO) und aus eben diesem Grund habe ich mit Avor und der Beihilfe von einigen anderen hier (wobei Thorsten da ua auch genau drauf geschaut hat) versucht, eine halbwegs "sichere" Liste solcher Phrasen und Wörter zu erstellen. Darin wirst du "wie gehts dir?" aus den hier genannten Gründen aber auch vergebens suchen. Ich hoffe, dir hilft die Liste vielleicht ein wenig weiter, bzw. ich hoffe, es haben sich nicht doch noch Fehler eingeschlichen: http://lotro.onlinewelten.com/articles.php?id=16&page=2

Da findest du vielleicht ein paar Dinge, die es dir einfacher machen, nicht unbedingt "wie gehts dir?" auf Sindarin zu fragen, weil du noch eine Menge mehr fragen/sagen könntest. Aber wie gesagt, behalt im Auge, dass nicht jeder, der vielleicht auf Belegaer einen Elben spielt, gleich Sindarin versteht.
Lino
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Post by Lino »

Naegreth wrote:Sicher hast du einige Leute bei HdRO, die als Elben auch Sindarin-Phrasen verwenden, aber ich kann dir als HdRO-Spieler nur sagen, dass du damit vorsichtig sein solltest. [...] Ein Tipp: Verwende solche Wendungen nur direkt im Gespräch, wenn du weißt, dass dein Gegenüber dich in etwa verstehen müsste.
Aber wie gesagt, behalt im Auge, dass nicht jeder, der vielleicht auf Belegaer einen Elben spielt, gleich Sindarin versteht.
Hallo Naegreth,

Du sprichst ein durchaus bekanntes Problem an, wobei inzwischen die meisten Elben mit Mae govannen, Ieneth nîn... und Cuio vae klarkommen. In meiner keinen Elbensippe bin ich der einzige, der sich intensiver mit der Sprache auseinandersetzt und meine Schwestern waren eher verwirrt als angespornt, als ich mich mit einem "Lacho calad, drego morn! in die Schlacht stürzte. Seit dem kommen einige Sindarin-Phrasen im allgemeinen Chat und die Übersetzung direkt hinterher über den Gruppenkanal. Ich habe es mir deshalb inzwischen zur Angewohnheit gemacht die passende Übersetzung ungefragt mitzuliefern, um dadurch zum einen den Spieler nicht im Regen stehen zu lassen und die Verbreitung des Sindarin zu fördern.

Die Liste habe ich mir inzwischen angesehen und muss allen die daran mitgearbeitet haben ein großes Lob aussprechen.

Danke und auf ein Wiedersehen in Mittelerde

Lino
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