Aussprache des Sindarin

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annaeru
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Aussprache des Sindarin

Post by annaeru »

Hallo zusammen,

beim Durchblättern von Helmut Peschs Sindarin-Kurs ist mir bei seinen Angaben zu der Lautschrift aufgefallen, dass gemäß seinen Auffassungen die Plosive p, t und k im Sindarin wie im Deutschen behaucht ausgesprochen werden, und dass Vokale im Anlaut im Sindarin ebenso wie im Deutschen (aber anders als in den romanischen Sprachen) mit einem Knacklaut versehen werden.
Stimmt das, oder ist das im Elbisch-Kurs von Pesch einfach nur der Tatsache geschuldet, dass er dort eine vereinfachte Lautschrift verwendet?
Grüße,
Annaeru
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smuecke
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Re: Aussprache des Sindarin

Post by smuecke »

annaeru wrote:Stimmt das, oder ist das im Elbisch-Kurs von Pesch einfach nur der Tatsache geschuldet, dass er dort eine vereinfachte Lautschrift verwendet?
Was meinst du denn mit "vereinfachte Lautschrift"? Wenn da explizit angegeben ist, dass p, t und c aspiriert sind und Wörter, die mit Vokalen beginnen, einen Glottisschlag am Anfang haben, ist das ja schon ziemlich spezifisch :D

Also soweit ich weiß, gibt es keine direkten Hinweise von Tolkien selbst, ob die Konsonanten aspiriert sind oder nicht ... Da Tolkiens Muttersprache Englisch war, könnte man mutmaßen, dass er diese Konsonanten tendenziell aspiriert hat, schätze ich. Aus dem selben Grund würde ich eher vermuten, dass vokalische Anlaute ohne Glottisschlag gesprochen werden. Sicher ist das aber nicht.

Gruß,
smuecke
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Roman
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Post by Roman »

Klare Aussagen zu der Aspiration in Sindarin gibt es nicht. Indirekt sieht man z.B., dass Khuzdul khazâd [kʰaza:d] in Sindarin als chaðǭd [χaðɔ:d] adaptiert wurde (später hadhod), mit einem Reibelaut. Allerdings unterscheidet Khuzdul [k], [kʰ] und [g] - das würde man in Sindarin wohl ohnehin mit [k]/[kʰ], [χ] und [g] adaptieren, unabhängig davon, ob das "k" aspiriert ist oder nicht.
Ich würde aber davon ausgehen, dass die Plosive in Sindarin nicht aspiriert sind, weil Tolkien ansonsten die Aspiration immer explizit erwähnt, unaspiriert ist für ihn praktisch der Default-Wert. Z.B. wird in einer der letzten PEs erwähnt, dass in Quenya doppelte Plosive wie in quetta leicht aspiriert sind (die normalen also nicht).

Zu dem Glottisschlag gibt es natürlich viel weniger Angaben, aber dessen Übergebrauch ist doch sowieso eine deutsche Eigenheit, warum sollte das in Sindarin der Fall sein?
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annaeru
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Re: Aussprache des Sindarin

Post by annaeru »

Gut, dann hätten wir das (wenigstens teilweise) geklärt. Allerdings ist mir noch etwas aufgefallen:
Im Deutschen dehnen wir stets betonte offene Silben in Wörtern mit mehr als einer Silbe. Daher wird z.B. das erste e in Leben lang ausgesprochen, obwohl es nicht lang ist. Im Sindarin halte ich es für unwahrscheinlich, dass das genauso gehandhabt wird, ebenso wie die allgemeine Kürzung von Vokalen vor Doppellauten. Allerdings passiert es im Deutschen (auch im Film) sehr häufig. Beispielsweise i philin. Beide i sind kurz, es ist kein Längenzeichen zu sehen. Trotzdem wird das erste i im Film eindeutig geschlossen ausgesprochen, was im SIndarin nur bei langen Vokalen (meines Wissens nach) der Fall ist.
Was denkt ihr dazu?
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smuecke
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Re: Aussprache des Sindarin

Post by smuecke »

Hallo annaeru,
im Deutschen sind kurze Vokale stets offen und lange Vokale stets geschlossen (mit Ausnahme von a und ä, z.B. in Käse, letzteres aber eher im Standarddeutschen, in vielen Mundarten wird ä eher wie ein langes e ausgesprochen). Wenn deutsche Synchronsprecher Sindarin sprechen, also eine Sprache, zu der es auch direkte Referenz durch einen Muttersprachler gibt, liegt es nahe, dass sie das deutsche Artikulationsmuster beibehalten und betonte Silben lang und geschlossen sprechen, sodass z.B. i in betonten Silben [i:] und in unbetonten [ɪ] gesprochen wird. Korrekt wäre (vermutlich), beide i-s gleichsam kurz und geschlossen auszusprechen.
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annaeru
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Re: Aussprache des Sindarin

Post by annaeru »

Im Deutschen wird in offenen betonten Silben der Vokal stets geschlossen, also gelängt, ausgesprochen. In geschlossenen betonten und unbetonten Silben generell kurz ausgesprochen. Nun ist es im Sindarin so, dass wie im Deutschen lange Vokale stets geschlossener und damit mit mehr Spannung gesprochen werden. Das einzige, was das Sindarin vom Deutschen unterscheidet, ist eben, dass nicht automatisch jede betonte offene Silbe einen geschlossenen langen spannungsvollen Vokal trägt.
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