Kleine Fragen Mutation von Objekten/Gerundien Im Plural?

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Dírion-Gondir
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Post by Dírion-Gondir »

Faerphin wrote:...also zu einer anderen Frage:
Ich habe gelesen im Sindarin sei der Klang und Sprachfluß von großer Bedeutung. Was mir dabei sehr bald schon seltsam vor kam war die inklusive Endung -nc, weil sie für mich so holprig klingt - gerade wenn das nächste Wort mit meinem Mitlaut beginnt. (Der Laut kommt natürlich auch an anderen Stellen vor, aber dabei eben besonders häufig.) Ich spreche es als ñ-k, wie in "Dank", aus weil mir das natürlich erscheint, auch wenn ich mich nicht erinnern kann irgendwo gelesen zu haben ob es nicht vielleicht sogar als n-k gedacht ist.
Mache ich da etwas falsch, oder sticht es für euch garnicht heraus und ich bilde mir nur etwas ein ?
Um darauf nochmal zurückzukommen, ich bin zwar neu hier, aber hätte dazu meine eigene Theorie, zu der ich gerne eure Meinung hätte:
Sowie ich mich erinnern kann, dass das auch in den Filmen von "Der Herr der Ringe" so war, ist, dass die Elben eine allgemein sehr weiche Aussprache haben, was dann auch hier der Fall sein könnte, und dass das dann gar nicht so schlimm klingt, wie man vielleicht denken sollte. Sagt mir hald mal, was ihr davon haltet.
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Roman
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Post by Roman »

Ich habe noch nie verstanden, was damit eigentlich gemeint ist, wenn man sagt, irgendeine Sprache klinge "weich". Jeder scheint da seine eigene Vorstellung zu haben...

Sagen wir mal so: Zwei fundamentale Tendenzen in Sprachen sind Lenition und Fortition, wobei ich mit ersterem nicht die weiche Mutation in Sindarin im engen Sinn meine. Bei der Lenition erleichtert sich der Sprecher den Redeprozess und vereinfacht die seiner Vorstellung nach komplizierten Laute. Bei der Fortition dagegen redet der Sprecher besonders artikuliert, damit keine Missverständnisse auftreten und sein Gegenüber die Botschaft mit allen Lauten darin auch gut versteht.

Deutsch neigt demnach sehr oft zur Fortition: Während z.B. in anderen Sprachen ein n einer Vorsilbe sich an die folgenden Konsonanten assimiliert - etwa Griechisch syn-, was sym- vor Labialen und syŋ- vor Velaren wird - hat man im Deutschen bei anfangen, angreifen immer ein dentales n. Zudem wird in Wortzusammensetzungen der zweite Bestandteil stets mit einem Glottisschlag abgetrennt, falls er mit einem Vokal beginnt. Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht eher solche Dinge sind, die dem Deutschen den Ruf einer unschönen Sprache bescheren, statt etwa dem Rachen-r.
Jedenfalls wäre in diesem Sinne Sindarin natürlich stark in Richtung der Lenition geneigt, hier werden Zusammensetzungen radikal eingeebnet, oft bis zur Unkenntlichkeit. Ab und zu findet man aber auch Tendenzen der Fortition, z.B. in danbeth oder bei der generellen weichen Mutation in adbed, pen-bed, palan-díriel statt der nasalen oder der Stopp-Mutation.

In diesem Sinne wäre Sindarin tatsächlich "weich" und "der Wohlklang spielt eine besondere Rolle" oder wie man es auch immer nennen will.

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An dieser Stelle nochmals zu dem Plural von Gerundien in Sindarin: Die Kernfrage ist ja, ob sie nur den Prozess der Handlung beschreiben (das Grüßen), oder auch das Ereignis oder Ergebnis der Handlung (der Gruß). Deutsch unterscheidet diese zwar strikt, scheint mir aber in der Minderheit zu sein. Russisch -nije, Französisch -tion (u.a.) machen diesen Übergang problemlos, anscheinend auch arabische Verbalnomen, wie ich der Wikipedia entnehme.

Was nun Sindarin angeht, so scheint mir doch die Benutzung von suilad im Königsbrief gerade "das Ereignis des Grüßens" zu bedeuten; ebenso muss auch z.B. cabed-en-aras als "der Sprung des Hirsches", also als Ereignis, und nicht als "das Springen" als Handlung verstanden werden.

Tolkien beschreibt gerade diesen Übergang von der Handlung zu einem zählbaren Nomen für die Endung -le in Quenya:
Nouns made with the ending -le seem properly to have been universal and abstract; though naturally in colloquial usage they often became particular in reference. As quenta 'a narrative, a story', quentale 'narration, History'; but quentale Noldoron / Noldorinwa 'the history of the Noldor'. (VT39:16)
Wir sehen z.B. auch maitale 'the act (not result) of doing such work [art]' (PE17:163), d.h. "das Fertigen von Kunst", dagegen aber fintaler 'tricks' (PE17:119), d.h. "Tricks, Ereignisse des Tricksens".

So etwas würde ich auch für Sindarin erwarten, bloß nicht unbedingt als die Übersetzung von Engl. greetings, denn es bleibt immer noch ein einzelnes Ereignis des Grüßens. Das englische Wort scheint mir eine Art Pluralis Majestatis zu sein, bei dem man Respekt gegenüber seinem Gesprächspartner zeigt, indem man ihn mit abstrakten Grüßen überhäuft.
Dírion-Gondir
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Post by Dírion-Gondir »

Naja, wenn eine Sprache "weich klingt", dann hört es sich beim Sprechen eben weich an, so wie wenn man jetzt einen echten Franzosen Französisch sprechen hören würde. Deutsch hingegen ist eher eine harte Sprache, das kann man jetzt an Lautschriftbeispielen oder ähnlichem nicht so gut nachvollziehen, das ist einfach wie es sich anhört.
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Avorninnas
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Post by Avorninnas »

Dírion-Gondir wrote:Naja, wenn eine Sprache "weich klingt", dann hört es sich beim Sprechen eben weich an, so wie wenn man jetzt einen echten Franzosen Französisch sprechen hören würde.
Das ist aber eben rein subjektives Empfinden und so nicht messbar. Man braucht aber unabhängig nachvollziehbare Kriterien, wenn man eine halbwegs fundierte Beurteilung vornehmen möchte.

Und um es auch hier nochmal ganz deutlich zu sagen: Die Aussprache der Schauspieler in den PJ-Filmen (, gerade in der deutschen Übersetzungsversion) ist einfach ganz fürchterlich. Und als Ausgangspunkt um den Klang der Sprachen an sich zu beurteilen, denkbar ungeeignet.
Ich habe mich schon bei der englischen Variante schon immer gefragt, warum um Gottes Willen die kein besseres Sprachtraining absolvieren konnten, wenn sie schon unbedingt Davids Dialoge ins Drehbuch setzen mussten. Zeit genug hätten sie doch wirklich gehabt. Aber die deutsche Synchronfassung schlägt die englische noch um Längen. :?
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