Elves (and Hobbits) always refer to the Sun as She.

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mach
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Elves (and Hobbits) always refer to the Sun as She.

Post by mach »

Mal eine eher ungewöhnliche Frage für mich, nämlich zu Sindarin (und vielleicht Quenya): Im Kapitel “At the Sign of the Prancing Pony” heisst es in einer Fussnote: “Elves (and Hobbits) always refer to the Sun as She.”

Wie verträgt sich das mit unserem Wissen zu den Pronomina in Sindarin (und Quenya)? Wenn ich Common Eldarin views on the Sindarin pronominal system richtig verstehe, so ist eine Genus-Unterscheidung nach Geschlecht zuletzt für das Noldorin der Etymologies belegt, während es keine jüngeren Hinweise auf eine derartige Unterscheidung mehr gibt.

Ist vielleicht diese Fussnote ein Hinweis darauf, dass Tolkien zur Zeit der Niederschrift des Herrn der Ringe noch immer eine Geschlecht-basierte Genus-Unterscheidung bei den Pronomina im Sinn hatte? Oder übersehe ich hier etwas (würde mich nicht wundern ☺)?
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Avorninnas
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Post by Avorninnas »

Das liegt einfach an der internen Geschichte von Mond und Sonne. Die bei Tolkien nicht einfach tote Gesteinsbrocken im Weltall sind.

Nach der Zerstörung der zwei Bäume durch Ungolianth und Melkor, wurden aus Telperions letzter Blüte und Laurelins letzter Frucht zwei neue "Leuchtkörper" geschaffen und zwei Maiar anvertraut, die damit fortan in Barken über den Himmel zogen. Mond und Sonne. Dabei war der Hüter des Mondlichtes (Tilion) männlich und sein Gegenpart (Arien) weiblich.

Wenn die Elben also zum Himmel schauten und dort Sonne oder Mond sahen, war der Gedanke daran mit der jeweiligen Person verknüpft, die sich dort oben befand. Deswegen die Unterscheidung.
Das hat nichts mit dem Konzept einer genusbasierten Unterscheidung an sich zu tun, nur mit der Geschichte hinter der Geschichte.
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mach
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Post by mach »

Eine solche Interpretation ist wohl auch möglich. Tolkiens Wortwahl ”refer to the Sun as She” scheint mir jedoch darauf hinzudeuten, dass es eher um ein Merkmal der Sprache gehe, und nicht bloss um einen Gedanken, den Elben (und Hobbits) mit der Sonne verknüpfen. Das Verb “refer to” bedeutet, dass tatsächlich über etwas gesprochen wird, und mit “as She” nennt Tolkien ausdrücklich ein feminines Pronomen. Es dünkt mich unwahrscheinlich, dass er es nur im übertragenen Sinn gebraucht hätte.
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Roman
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Post by Roman »

Ein sehr interessanter Fund! Die Quellenlage ist im frühen Qenya am besten, in Oilima Markirya haben wir direkt geschlechtsspezifische Formen -ro/-re mit Subjekten belegt, die in menschlichen Sprachen wohl eher neutrum sein würden:

Vean falastanéro 'The sea was loud with surf'
Kirya kalliére 'The ship shone'
Súru laustanéro 'The wind rushed with noise'
Ondolin ninqanéron 'The rocks lay white'

Das heißt, das Schiff ist hier weiblich; das Meer, der Wind und die Felsen männlich. Das bedeutet nicht, dass frühes Quenya einen Genus wie indoeuropäische Sprachen kennt, sondern lediglich dass es mehr Dingen Belebtheit zusprechen kann als nur Personen und Tieren (ähnliches hat man teilweise ja auch etwa im Englischen mit Schiffen als 'she'). In PE14:44 gibt es den Kommentar:
all objects, even swords, may however be personified [and in Qenya living things as trees etc. are never regarded as neuter]

In der Post-HdR-Zeit verwarf Tolkien die Geschlechtsendungen bei Verben und Pronomen und ging zu einem System über, bei dem nur zwischen belebt und unbelebt unterschieden wird, da könnte man die Sonne nicht mehr als "sie" bezeichnen, selbst wenn man es wollte. Der Umbruch ist natürlich schwer zu datieren. Ich denke aber auch, dass ihm zur Zeit des Schreibens noch das alte System vorschwebte - die Etymologies sind da die (mehr oder weniger) zeitgleiche Quelle.
Außerdem, da sich die Fußnote auf Frodos Lied bezieht und auch die Hobbits erwähnt, könnte es hier lediglich um Westron gehen, und nicht um Sindarin & Quenya.
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