Plural
Finales -o
Ich weiß nicht was ich davon halten soll. Thôl, pl. thely ist meines Erachtens nach ein Beispiel für finales -s, das die typische Sindarin-Entwicklung finales o → y statt Noldorin o → ei in ôl → elei zeigt, vgl. Q. solos (PE17:188). Rhengy yrchy, mely sind alle Noldorin und zumindest bei orch mangelt es eigentlich nicht an Stellen mit attestiertem Plural; wenn yrchy auch im Sindarin existieren würde, hätte ich erwartet, dass es in zumindest in WJ:390 zusammen mit S. orch → yrch, Q. orko → orqui auftaucht. Zumindest für finales ✶-o gibt es auch genug Beispiele ohne -y im Plural:Bei Wörtern, die ursprünglich auf den Vokal -o endeten, wurde der Plural ebenfalls mit -i gebildet, was jedoch zum Diphthong -ui führte. Ein Diphthong am Wortende konnte jedoch nicht verloren gehen, -ui wurde in diesem Fall stattdessen zu -y. Unter dem Strich sieht es so aus, als ob die Wörter den Plural durch ein angehängtes -y formen. Auf der anderen Seite gibt es hier auch einen analogischen Plural, der sich von den Singular-Formen ableitet, denen man nicht mehr ansieht, welchen Endvokal sie verloren haben.
- ranc (Arm) ⇒ hist. rengy (von ranko, rankui), analog. renc
- orch (Ork) ⇒ hist. yrchy (von orko, orkui), analog. yrch
- mâl (Pollen) ⇒ hist. mely (von malo, malui), analog. mail
- thol (Helm) ⇒ hist. thely (von tholo, tholui), analog. thuil
- pân (Brett, Planke) ⇒ hist. peny (von pano, panui), analog. pain
- Aphadon → Ephedyn (nicht **Ephedenny, ✶-ndo),
- annon → ennyn (nicht **ennenny , ✶andondo),
- golodh → gelydh (nicht **geledhy, ✶ŋgolodo),
- ithron → ithryn (nicht **ithrenny, ✶-ndo)...
ei, ai
Soweit ich die Situation verstehe kommt jedes ai von ei, auch in Wörtern wie ✶phanjā > fania > fenia (i-affection) > fein (i-intrusion) > fain, das haben wir mittlerweile sogar in NoMe:237 als √pha/phay/phan > S. fein, fain mit ei attestiert; es scheint also eher zufällig was explizit mit ei und was nur mit ai attestiert ist. Ich würde also sagen, dass man die Regel nicht einfacher als “ai aus ✶E-jā, ✶I-jā wird im Plural zu î, bei ✶A-jā bleibt es unverändert” formulieren kann.Es gibt eine ganze Reihe von einsilbigen Wörtern, die im Singular Parallelformen mit den Diphthongen ei und ai aufzeigen. Im Plural werden diese Diphthonge zu langem î.Wörter, die jedoch nur mit dem Diphthong ai vorkommen, bleiben im Plural unverändert.
- ceir, cair (Schiff) ⇒ cîr
- gwein, gwain (neu, jung) ⇒ gwîn
- feir, fair (Sterblicher) ⇒ fîr
- sein, sain (neu) ⇒ sîn
- leich, laich (süß) ⇒ lîch
- eith, aith (Speerspitze) ⇒ îth
- cei, cai (Zaun) ⇒ cî
- teith, taith (Zeichen, Buchstabe)⇒ tîth
- lein, lain (frei, befreit) ⇒ lîn
- fain (weiß, weiß leuchtend) ⇒ fain
- said (privat, abgegrenzt) ⇒ said
- bain (schön) ⇒ bain
Sibilantmutation
Wir haben as·k- > a·ch- als Sibilantmutation von k belegt. Dieses ch schwächt sich normalerweise am Wortanfang zu h ab, aber das vorgelagerte a verhindert das. Per PE19:21 entwickelt sich sj- > ON ɧ > χ > N h also auch über ch. Wenn ch > h für as·k- nicht stattfindet, denke ich, man sollte das auch nicht für as·j- annehmen (natürlich kann das auch in zwei verschiedenen Wellen passiert sein, aber ich sehe jetzt erstmal keinen Grund das anzunehmen).Ein i- vor einem Vokal am Wortanfang stellt eigentlich in der Aussprache den Konsonanten j- dar. Wir vermuten, dass dieser Laut zu h- wird:
- iâr (Blut) ⇒ a hâr (und Blut)
[Man vergleiche die Entwicklung slōkō > lhûg (Reptil, Wurm, Schlange - Drache) mit syalmā > half (Muschel). Bei der Mutation hat man letztlich dasselbe, nämlich ein vorgelagertes s: as-loth > a lhoth und as-yār > a hâr.]
Adjektive
Superlativ
In PE17:25 schreibt Tolkien: “The genitive when strictly so ( esp. when implying identity, as "the city of Minas Tirith") and not implying any movement of or from or partitive relation is expressed by mere juxtaposition.” Ich würde daraus ableiten, dass ein partitiver Genitiv eben genau nicht nur durch Hintereinanderstellen, sondern mit einer Präposition ausgedrückt wird und deshalb rogelair enin elenath, einior enin aranath vorschlagen.Um einen expliziten Superlativ auszudrücken, z.B. wenn man sagen will, dass ein Stern der hellste aller Sterne ist, würde man vermutlich eine Konstruktion mit dem Genitiv benutzen:
- rogelair in elenath (hellster der Sterne) [wörtlich: "sehr hell unter den Sternen"]
- einior in aranath (ältester der Könige) [wörtlich: "sehr alt unter den Königen"]
Verben
Personenendungen
In PE22:167 haben wir die Formen atha- → athof, athab attestiert die aus < *✶-me, -kwe (← ki + we) abgeleitet zu sein scheinen und damit so aussehen, als würden sie der konzeptionellen Änderung -mme, lme >> -lme, -lve im Quenya zwischen 1964 (PE17:75, VT49:48) und 1968 (VT49:16) entsprechen.1. Person, Plural: -m (wir; exklusiv), -nc (wir; inklusiv)
Präsens
Für -l haben wir mittlerweile auch belegt, dass es a → o auslöst: linna-atha- → linnathol (PE22:168)gala- (wachsen):
- galon (ich wachse), galog (du wächst), galal (Sie wachsen)
Vergangenheit — (A) Stammverben, Nasalierung
Mit nið- → eniðen (PE22:165) haben wir mittlerweile attestiert, dass Stammverben mit -dh ihre Vergangenheit nicht durch Nasalinfix sondern durch Vokallängung bilden, das gleiche würde ich auch auf -v < ✶-b übertragen. Für -v < ✶-m ist mit sav- → aw (< ahawv < *✶a-sām-, PE17:173) das gleiche belegt, sodass nur -b, -d, -g < ✶-p, -t, -k eine Vergangenheit mit Nasalinfix bilden.
- gwedh- (binden) (⇒ e-gwent-) ⇒ ewent (band), ewennen (ich band)
- lav- (lecken) (⇒ a-lamp-) ⇒ alamp (leckte), alammen (ich leckte)
Vergangenheit — (B) Stammverben, Längung
Nið- → eniðen (PE22:165) zeigt ein Augment mit e- statt i-, wahrscheinlich in Analogie zu e-Verben wie dew- → ediw. Wenn das bei i-Verben passiert, zumal bei einem so häufigen Verb wie nidh- als Futur-Hilfsverb, kann ich mir nicht vorstellen, dass das bei u-Verben wie √TUL > tol- → *odul nicht passieren soll.Bei Verben mit dem Stammvokal o muss man allerdings aufpassen, weil dieser Vokal sowohl von einem urelbischen o, als auch von u abstammen kann. Dieser ursprüngliche Vokal kommt als Augment hinzu:
- car- (tun) (⇒ a-kar-) ⇒ agor (tat), agoren (ich tat)
- dew- (verfehlen, fehlschlagen) (⇒ e-dew-) ⇒ edhiw (schlug fehl), edhiwen (ich verfehlte)
- tir- (beobachten, blicken auf) (⇒ i-tir-) ⇒ idir (beobachtete), idiren (ich beobachtete)
- nor- (rennen) (⇒ o-nor-) ⇒ onur (rannte), onuren (ich rannte) (von NOR-)
- tol- (kommen) (⇒ u-tul-) ⇒ udul (kam), udulen (ich kam) (von TUL-)
Vergangenheit — Bemerkung 1
Nicht gad- → a-gat-ne > ant mit Nasalinfix statt Vokallängung? Mir würde jetzt spontan kein Argument einfallen, warum gad- irregulär sein soll.gad- (fangen) ⇒ aud (fing), auden (ich fing) [aus agat-]
Vergangenheit — Bemerkung 1
Vgl. √SAM > sav- → aw und ✶menta- > emēnē-, ich glaube für eine Vergangenheit mit Nasalinfix spricht nicht mehr viel.Es ist unklar, in welche Kategorie Stammverben, deren letzter Konsonant ein n ist, gehören. In der Kategorie (A) hätten wir womöglich eine Änderung von n zu nt, analog derjenigen von v (welches aus einem m stammt) zu mp.