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Kleinigkeiten aus "Rivers and Beacon-hills".

Posted: Sun Apr 15 2007 16:02
by Lothenon
Kleinigkeiten aus "Rivers and Beacon-hills".

Beim erneuten Lesen von "The Rivers and Beacon-hills of Gondor" (VT42) bin ich über einige Details gestolpert, die ich gerne einmal ansprechen würde, die aber von eher geringem Ausmaß sind, sodass sich jeweils eigene Threads in meinen Augen nicht lohnen würden. Daher im Folgenden mehrere Punkte ohne direkten Bezug zueinander.


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raef, raew
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Bei der Diskussion des Namens Gilrain, Gilraen listet Tolkien einige Wörter für "net" und verwandte Formen.
Als schlichtestes Substantiv führt er S. raef, raew an und kommentiert "a blend of Q. raima and raiwe". Jedoch findet sich raew nicht in Didiers Wortliste (und entsprechend auch nicht auf Sindarin.de, ich habe es aber in die Arbeitsversion eingefügt), bzw. nur als Adaption von N. rhaew, "fathom". Warum verstehe ich jedoch nicht ganz.


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Pl. e > ai
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Bei der Diskussion von Emyn Arnen führt Tolkien an, dass das zweite Wort kein Sindarin-Adjektiv sein könne, da dies wie das Substantiv im Plural stehen müsste, der dann ernain, ernin lauten würde.
Natürlich deckt sich arnen > ernin mit den gängigen Theorien, doch ernain überrascht mich etwas. Möglicherweise können wir hier von redupliziertem i (von ) ausgehen, also *ernein, mit der normalen späteren Entwicklung ei > ai in finalen Silben. Dies würde sich mit meiner Theorie decken, dass diese Entwicklung im frühen Sindarin generell zu finden war (aran, erein (> erain); cef, ceif; golodh, gœlœidh (> gelydh); tulus, *tylyis (> tylys). Vgl. hier).


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Pl. o > ui
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Als Sindarin-Namen des Firien-Waldes finden wir Eryn Fuir ("North Wood"), was offenbar den Plural von for enthält (welches anderweitig nur als Präfix aufzutauchen scheint, s. z.B. Fornarthan, "North Beacon" im selben Satz, wobei dies forn enthalten könnte). Die Entwicklung o > ui ist normal für Noldorin (vgl. amon, emuin), überrascht jedoch in einem Text von 1967 - 69, wo wir doch bereits im LotR amon, emyn finden. Und auch an der Einsilbigkeit kann es nicht liegen, denn wir finden auch bôr, bŷr (Etym.) oder morn, myrn (LotR).
Meines Erachtens scheint also schlicht beides zulässig.


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nt, nth, nh etc.
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Ich möchte an dieser Stelle nicht wieder die Diskrepanz zwischen der in "Rivers and Beacon-hills" dargestellten Entwicklung der stimmlosen nasalierten Plosive (und lt) und früheren Quellen aufgreifen, sondern eher die Kontinuität dieser neuen Darstellung hinterfragen.
Zunächst schreibt Tolkien, mediale nt, mp, ŋk seien im Nord-Sindarin unverändert geblieben, hätten jedoch im südlichen Dialekt zunächst Spirantisierung zu nþ, mφ, ŋχ erfahren und seien schließlich zu langen, stimmlosen Nasalen (quasi nnh, mmh, ŋŋh) geworden. Man hätte jedoch meist noch nþ, mφ, ŋχ geschrieben (was sich auch mit Im Elrond echanthel in VT47:38 deckt). So weit so gut.
Weiter schreibt Tolkien dann jedoch, dass die Menschen aus Gondor aus eben dieser Rechtschreibtradition heraus wieder angefangen hätten nþ, mφ, ŋχ auch zu sprechen (auch kein Problem), und dass im "true Sindarin of the Elves or Elf-friends of the early ages" oft unverändert nt, mp, ŋk zu finden war.

Wie können wir dies nun verstehen? Zuerst hebt Tolkien den Unterschied zwischen Nord- und Süd-Sindarin hervor und später führt er an, dass auch im Südsindarin die Formen des Nordsindarin gefunden wurden, hebt den Unterschied also de facto auf.
Soll das heißen, dass Süd-Sindarin in der Regel nþ, mφ, ŋχ (> nnh, mmh, ŋŋh) hatte (was die Formen waren, die überlebten), einige Sprecher jedoch bewusst an den unveränderten Formen festhielten?
Dies würde in gewissem Maße Tolkiens Äußerung in einer Notiz zu "The Shibboleth of Fëanor" (veröffentlicht im Anhang zu "Dangweth Pengoloð") widersprechen, in der er anführt, dass die Veränderungen in den elbischen Sprachen den Sprechern ursprünglich durchweg bewusst (und somit beabsichtigt) waren, dies aber nur noch in Valinor der Fall sei, wohingegen die Entwicklungen des Sindarin "mainly the product of unheeded change" seien.

Und wie ist "of the early ages" zu verstehen? Bezieht es sich nur auf die "Elf-friends" oder auch auf die "Elves"? D.h.: Wie haben die Elben späterer Zeitalter gesprochen?


EDIT: Achja, eins noch:
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Doriathrin odo
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Bei der Abhandlung der Zahlen des Eldarin vermerkt Tolkien am Rande die irrgeguläre Entwicklung in S. odog und dass Doriathrin reguläres odo (<otoso) hatte.
Interessant deshalb, weil Tolkien nicht "Doriath-Sindarin" oder ähnliches schreibt, sondern "Doriathrin", und weil es unser Dor.-Vokabular etwas ausbaut.

Posted: Mon Apr 16 2007 19:28
by Roman
Als Sindarin-Namen des Firien-Waldes finden wir Eryn Fuir ("North Wood"), was offenbar den Plural von for enthält
Warum Plural? Eryn Vorn, Eryn Galen zeigen Singular-Adjektive. Hier scheint es ein Adjektiv zu sein: *phorja > *phoiria > fuir mit Diphthongbildung.
In Noldorin gab es das auch: *ndoli > *ndoili > duil oder vielleicht *ndoli > nduli > duil (LR:268),
andererseits erst Affektion und dann Diphthong-Bildung: *phorja > *foria > *fœria > fœir, feir 'right (hand)' (PHOR-),
bzw. erst Hebung und dann Affektion: *orni > *urni > yrn (ÓR-NI),
verworfene Alternative ohne Hebung: *orni > *erni > ern (VT46:7).

Die Varianten sind recht vielfältig. So kann man auch die arnen-Plurale erklären: *arneni > *ernini > ernin, bzw. *arneni > *erneini > *ernein, ernain.
Ein weiteres spätes Beispiel mit Diphthong-Bildung ohne Affektion und Hebung ist übrigens S. *runja > *ruinia > ruin '"fiery" red' (RUN-, Q. runya, PM:366)

Posted: Tue Apr 17 2007 17:45
by Lothenon
Warum Plural? Eryn Vorn, Eryn Galen zeigen Singular-Adjektive. Hier scheint es ein Adjektiv zu sein: *phorja > *phoiria > fuir mit Diphthongbildung.
Guter Punkt. Ich war jetzt wohl aufgrund der Vokale irgendwie von einem Plural ausgegangen (was ja etymologisch wohl auch stimmt), dabei hätte mir zumindest Eryn Vorn eigentlich spontan einfallen müssen. Und nichteinmal überprüft habe ich, ob fuir schon in Wortlisten steht... Muss müde gewesen sein *rausred* :)
DIe Varianten sind recht vielfältig. So kann man auch die arnen-Plurale erklären: *arneni > *ernini > ernin, bzw. *arneni > *erneini > *ernein, ernain.
Das ist ja auch genau das, was ich meinte. Nur habe ich das eben nicht mit fuir in Verbindung gebracht.
Auf jeden Fall sollte ich dann wohl die Möglichkeit, dass e in finaler Silbe auch zu ai werden kann beim nächsten Grammatik-Update einfügen.

Posted: Wed Jan 28 2015 5:57
by tolka
Ich muss gestehen, ich habe da selbst noch nicht groß 'reingeschaut und kann nichts dazu sagen, wie umfangreich die Sammlung ist bzw. wie gut die Übersetzungen sind, aber das70-487
ist jedenfalls offiziell von Fauskanger autorisiert. Vielleicht setzt du dich einfach mal mit den Leuten dort in Kontakt?