Übersetzung eines Zitates

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Roman
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Post by Roman »

Es stimmt schon, dass was Rekonstruktionen angeht (ob Grammatik oder Vokabeln), die Wahrscheinlichkeit, dass man irgendetwas ähnliches zu dem von Tolkien bekommt, sehr klein ist, egal wie sehr man sich bemüht.
Das ist aber zu trennen von der Auswahl der vorgegebenen Grammatik und der Vokabeln, da denke ich in "Unterrealitäten". Wenn Tolkien zwei Sätze schreibt, in denen sich die Grammatik unterscheidet, heißt das ja nicht, dass einer der beiden falsch ist und der andere richtig. Es wird vielmehr von verschiedenen Annahmen ausgegangen. Ich kann genauso einen Text schreiben, der ohne Rekonstruktionen und fremde Idiome auskommt, bei dem ich mir eine schlüssige und konsistente Auswahl an benötigter Grammatik zusammenstelle (ich muss nicht die gesamte Grammatik kennen, da ist es nämlich sehr schwierig, sie im Ganzen schlüssig und konsistent zu halten). So gibt es z.B. eine Realität, in der nur mit lá- negiert wird, eine in der nur mit ú- negiert wird und eine, wo beides geht.
Das ist eben der Unterschied: In der echten Welt gibt es genau ein richtiges Englisch, was 'as she is spoke' wird, wenn man dessen Regeln missachtet. Wenn ich aber einen Text in Neo-Elbisch schreibe, dann sage ich von vornherein, dass ich mich in eine Realität begebe, in der der Text richtig ist. Genauso hat es Tolkien gemacht, nur da ich nicht Tolkien bin, ist es eben nur Neo-Elbisch.
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Orophin
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Post by Orophin »

Bin ich mir auch nicht sicher, aber da Incánus(se) mit Wörtern wie Kingship, Queenship genannt wird, hat es vielleicht eher mit Kontrolle über den Intellekt, Herrschaft als mit Stolz zu tun.
Ich denke das passt schon. Das kann man noch am besten an dieser Stelle verwenden, wie ich finde.

Ich denke, pol- ist dann hier besser und incánus(se) werde ich so beibehalten.
Etta lá polilwe harya quén ú incánusseo ar exe quéni lá lertar harya vé únucumne.

Vielen Dank, ihr habt mir alle sehr geholfen!
*freu* :D

EDIT: Falscher Button! Mist. Ich hab Arans Eintrag zerstört. Tut mir leid...
Lässt sich nicht wieder herstellen, weil mir das erst Stunden später aufgefallen ist... :( :(
Órerámar
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Post by Órerámar »

Orophin wrote:
*freu* :D
Ich freu mich, dass Du Dich freust, wenn ich mich auch nicht über die unglückliche Gegenüberstellung von Incánusse und nacumna freue.

Ich habe inzwischen verschiedene Seiten von PE17 nochmals gelesen und die Worte incáno, incánusse sind mir jetzt viel klarer. Meiner Ansicht nach, stehen diese in engem Zusammenhang mit dem langen Text unter PHAN-, besonders die Seiten 176 und 177. Es ist von "superior mind" und "prowess of intelligence" die Rede. Wenn man incáno analisiert, heisst es doch genau was auch Tolkiens Übersetzung wiedergibt: mind master (can- = lead) oder eben auf gut Deutsch, ein incáno ist ein führender Kopf. Incánusse sind die Fähigkeiten/ skills/ mastership in Sachen Intelligenz. Da Incánus auch ein Name von Gandalf ist, dem man doch kaum Hochmut vorwerfen kann, geht es hier um die eigenen Fähigkeiten mit seinem Geist umzugehen und wir sind sehr weit von Stolz und Herrschaft entfernt.

Dein Satz sagt schon etwas aus, aber die beiden Aussagen haben nichts miteinander zu tun.

Hostetters "English as she is spoke" hat viel mehr mit dem Hineinlesen und Zurechtbiegen von Bedeutungen zu tun als mit Grammatik aus verschiedenen Konzeptionsperioden.

Wenn Dein Satz auch nicht perfekt übersetzbar ist, nützlich war er immerhin - ich hätte mir sonst nicht den Kopf über incáno zerbrochen und das freut mich :D
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Orophin
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Post by Orophin »

Órerámar wrote:Ich freu mich, dass Du Dich freust, wenn ich mich auch nicht über die unglückliche Gegenüberstellung von Incánusse und nacumna freue.
Ich freu mich über alles, was ich selbst niemals hinbekommen hätte...
Dein Satz sagt schon etwas aus, aber die beiden Aussagen haben nichts miteinander zu tun.
Naja... Nicht ganz.
Ich verstehe ja, wo das Problem liegt, aber wie könnte man es besser lösen? Ein passendes Adjektiv hinzufügen? Doch fele arya benutzen? Ich scheue mich davor, Formulierungen zu benutzen die ich selbst nicht übersetzen könnte, sobald ich vergessen habe, was sie bedeuten.
Auf das Problem mit den mehr oder minder schlecht gelösten Umschreibungen aufgrund des Mangels an Vokabeln stößt man doch im Quenya immer wieder. Man kann zumindest erkennen, welche Aussagen hier gegenüber gestellt wurden und das reicht meiner bescheidenen Quenya-Seele. Wirklich falsch ist es auch nicht und ein wenig euphonisch sollte es trotz allem sein. Wie auch immer... Ich freu mich noch ein bisschen. :biggrin:
Wenn Dein Satz auch nicht perfekt übersetzbar ist, nützlich war er immerhin - ich hätte mir sonst nicht den Kopf über incáno zerbrochen und das freut mich :D
Na dann hat es sich ja doch gelohnt.
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Roman
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Post by Roman »

Oh, ich bin neulich über Tarlang 'stiff-neck (cs. proud); the stiff, tough, passage' (PE17:98) gestolpert...
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Orophin
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Post by Orophin »

Aran wrote:Oh, ich bin neulich über Tarlang 'stiff-neck (cs. proud); the stiff, tough, passage' (PE17:98) gestolpert...
Oh, na das passt doch gut!
Danke Aran! :D
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Post by Roman »

Das ist aber natürlich Sindarin, in Quenya hätten wir als Adjektiv *taryalanga (LA3A-, langō, Q. lango, S. lang (PE17:92)).
(In Etym war's vorher, LANK-, Q. lanko, lankwi < *langu, also *taryalangwa.)
Vielleicht kann man auch *taryalango (mit Substantiv an zweiter Stelle) als Adjektiv benutzen, vgl. tornanga 'hard-iron = iron-hard', vanimelda 'fair as an Elf' (PE17:56).
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