Kleinigkeiten aus VT47

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Lothenon
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Kleinigkeiten aus VT47

Post by Lothenon »

Aran hat gerade (ungewollt) meine Aufmerksamkeit auf eine Stelle in VT47 gelenkt, an der Tolkien verschiedene einsilbige CE-Elemente anspricht (S. 35) und ich denke, manche davon könnte man auf schöne Neo-Sindarin-Formen bringen.

Für adverbialen oder präpositionalen Gebrauch erwähnt Tolkien ("[?then] before"), was uns als *nî, ni, ne schon helfen könnte.
Als Ausruf der Abscheu finden wir nachvollziehbarerweise (und im Prinzip wie im Deutschen und Englischen) phū. Hier könnte man S. * erwarten, aber man mag sich natürlich darüber streiten, ob und wie solche Interjektionen überlebt haben (wenn ich mir mal anschaue, was für Interjektionen sich im Mittelhochdeutschen finden und wie wenig wir davon noch haben...).

Einige wenige Substantive hätten existiert, die direkt von solchen kurzen Stämmen (Konsonant-Vokal) abstammen, und noch weniger davon hätten überlebt oder zumindest Spuren hinterlassen. Bei der darauf folgenden Liste weiß ich nicht genau, ob es sich um die wenigen primitiven Substantive handelt, oder um die wenigen, die überlebt haben (tendiere aber zu letzterem).
Da hätten wir ("lip", vgl. Q. , Dual peu, "lips, mouth" [VT39]), was uns im Sindarin zu * führen könnte. Duale entsprechend Q. -u sind nicht belegt, so weit ich sehe, und von einem Dual mit -t/-ad (vgl. galadhad, hent, nobad) würde ich absehen, da dies wohl KWET- zu ähnlich wäre. Die einzige Möglichkeit, die ich für einen Dual (und somit eventuell "mouth") sehen würde, wäre primitives jū- (vgl. T. yúnece, S. ýneg, yneg), und somit etwas *ýbi, was ich mir aber einfach nicht vorstellen kann... Tolkien führt jedoch auch eine reduplizierte Form pēpe, pepe an, von der Carl vermutet, sie könne die gleiche Bedeutung haben wie peu. Dies könnte in Sindarin *pîb, peb lauten.
Weiter finden wir noch phā ("breath, puff of breath"), was wohl die noch in Etym vorhandene Doppelbedeutung von THŪ- (nämlich "breath" und "wind") aufheben soll (wobei dieser Stamm ganz verworfen scheint). Wir können also leicht von S. *faw ausgehen (Tolkien führt für Quenya zwar die später erweiterte Form fawa (> *foa) an , aber für das Sindarin-Wort macht dies natürlich keinen Unterschied).
Das Wort wurde von Tolkien zunächst "small bird" übersetzt (womöglich hatte er eine Verbindung zu filigod im Hinterkopf), später aber zu "small insect, fly" verändert. Auch hier würden wir wohl am ehesten bei * landen.
CE. mbā ("sheep") könnte zu S *baw führen, wurde im Quenya aber scheinbar zu máma verdoppelt (warum nicht **mamba?), sodass vielleicht S *baum wahrscheinlicher wäre.
Das Stamm-Substantiv wird zunächst "wind" übersetzt, doch später erläutert Tolkien, dass dies nur bezüglich des Geräusches von Wind ist (für "wind" selbst wurde der Stamm zu sūli, sūr(i) erweitert, vgl. Q. súrë, S. sûl). Somit eventuell *, "sound of wind".
Und letztlich führt CE zu maw ("hand") und grā zu graw ("dog"), klar.


Ferner vielleicht interessant:
Als adverbialen oder präpositionalen Stamm führt Tolkien ("from") an, sodass man vermuten mag, dass dies vielleicht irgendwie mit S. o (in WJ von AWA- und HO-) zusammenhängen könnte.
Für "person" gibt Tolkien , was man zu * adaptieren könnte, in Anbetracht von pen aber wohl nicht muss (wenngleich man natürlich argumentieren mag, dass das eine das andere extern betrachtet verdrängt haben könnte...). Auch könnte das doch den Quenya-Suffix -mo erklären, der somit garnichtmal unbedingt maskulin wäre.
Eine Sindarin-Form von ("home, house") ist nicht nötig, da wir hierin scheinbar den Stamm für die erweiterten Formen car, cardh ("building, house") finden. Ebenso würden wir vom primitiven ñ(g)ā ("horror") nicht profitieren, könnten hier jedoch einen anderen Erklärungsversuch für z.B. gorgor vor uns haben (in WJ von NGUR-).
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Thorsten
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Post by Thorsten »

Auch könnte das doch den Quenya-Suffix -mo erklären, der somit garnichtmal unbedingt maskulin wäre.
Nun ja, zumindest in

ÑEL- Q: heldo, helmo (m) helde (f) 'friend' (VT46:3)
N(D)IL- Q: nildo, nilmo (m) nilde (f) 'friend' (LR:378)
SER- Q: sermo (m) serme (f) 'friend' (LR:385)

wird die Endung eindeutig maskulin -me/-de gegenuebergestellt.
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Roman
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Post by Roman »

Tolkien führt jedoch auch eine reduplizierte Form pēpe, pepe an, von der Carl vermutet, sie könne die gleiche Bedeutung haben wie peu. Dies könnte in Sindarin *pîb, peb lauten.
*Peb (oder *pêb?) finde ich sehr gut - früher gab es nämlich einige Probleme, Q. peu zu adaptieren.
warum nicht **mamba?
Hier ist vielleicht Assimilation/Dissimilation im Wechselspiel (s. auch mbāba) sowie vermutlich der Wunsch, das frühere onomatopoetische máma aus WJ:395 zu erhalten. :)

EDIT:
Als adverbialen oder präpositionalen Stamm führt Tolkien gō ("from") an, sodass man vermuten mag, dass dies vielleicht irgendwie mit S. o (in WJ von AWA- und HO-) zusammenhängen könnte.
Das scheint ein Rückbezug zu sein zu: Ilk. go, N. o 'from' (ƷŌ/ƷO) in Ilkorin in Patronymika wie go-Thingol
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Lothenon
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Post by Lothenon »

Nun ja, zumindest in [...] wird die Endung eindeutig maskulin -me/-de gegenuebergestellt.
OK, das sind dann natürlich zwingendere Argumente.
*Peb (oder *pêb?) finde ich sehr gut - früher gab es nämlich einige Probleme, Q. peu zu adaptieren.
Ja, wäre auch mein Favorit. Lautlich wäre es natürlich kein Problem Q. peu als * zu adaptieren, aber meines Wissens sind eben keine Duale auf -u im Sindarin belegt.
Das scheint ein Rückbezug zu sein zu: Ilk. go, N. o 'from' (ƷŌ/ƷO) in Ilkorin in Patronymika wie go-Thingol
Hmm, meinst du, dass das irgendeinen Einfluss auf die S.-Form hat?
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Roman
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Post by Roman »

Hmm, meinst du, dass das irgendeinen Einfluss auf die S.-Form hat?
Wir haben ja später kein Ilkorin, die Konzeption rundherum dürfte also eine andere sein. In Q&E kriegen wir unter *WO gesagt: PQ *wā (one of the forms of *AWA) would also have produced gō-, go-. Ich bin mir nicht sicher, ob das direkt mit CE vertütelt werden kann, die g-Verstärkung und wo > o scheint mir später, erst zum Sindarin hin stattzufinden.
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