Selbstverständlich, aber eine solche Ad-hoc-Annahme ist in jedem Fall nötig, entweder die Ad-hoc-Annahme, diese Aussage beziehe sich auf jede einzelne Schreibweise, oder die Ad-hoc-Annahme, diese Aussage beziehe sich nicht auf jede einzelne Schreibweise.
Da koennte ich jetzt ueber vernuenftige Erwartung, default-Hypothese und so weiter reden - und teilweise habe ich das ja schon in der Einleitung. Ich mag's aber ehrlich gesagt jetzt nicht so breit treten, weil ich sehr implizites Wissen drueber habe und es mir schwerfaellt das klar zu definieren - und die Art wie du ad-hoc Annahme auffasst zeigt mir dass es noetig waere sehr klare Definitionen zu geben, ofefnsichtlich ist es nicht hinreichend intuitiv was ich meine.
Jedes Verstehen ist eine Ad-hoc-Annahme.
Das ist das was ich als ein no-go statement bezeichne - eine Aussage die zwar richtig ist, aber nirgendwo hin fuehrt. Das ist so der Weg ins Allgemeine - sehe ich recht oft wenn ich mit Geisteswissenschaftlern diskutiere, aber fast nie mit Naturwissenschaftlern (Zufall?) - aber in der Praxis gibt es eben eine Hierarchie von Wahrscheinlichkeit basierend auf dem default-Modell nach der sich Annahmen ordnen lassen.
Wenn sich ein "Korollar" nicht mit dem attestierten Material verträgt, dann hat das wohl doch auch Auswirkungen auf die Hypothese?
*seufz* Ja - hat es. Was ich aber nicht sehe ist wo das die Hypothese tangiert. Der Beleriand-Modus ist unter den Tatsachen erwaehnt, der muss nicht in meine Hypothese. Tolkien's Aussage zu den Calmatéma finde ich krass ueberbewertet.
Und das kann ich jetzt auch nicht praezise machen (oder ich mag auch nicht) - nach so und so vielen tausend Seiten von Tolkien und ueber Tolkien glaube ich verstehe ich seinen Stil ganz gut - wenn ihm eine Idee wichtig ist, wenn er ueber irgend etwas lang reflektiert hat, dann entwickeln sich seine Texte so dass er vom hundertsten ins tausendste kommt. Appendix E ist ueber weite Strecken das krasse Gegenteil - sehr vage, nur bei den historischen Tengwar kommt das zum Vorschein. Wenn Tolkien wirklich die Idee gehabt haette dass ein tehtar-Modus juenger (und menschlich) ist - dann stuende das explizit im Appendix drin.
Mein Gefuehl fuer wie Tolkien schreibt rebelliert massiv gegen die Art wie du Theorien an Feinheiten der Formulierung oder Abwesenheit von einer praezisen Ausformulierung im Appendix festmachst. Appendix E ist ueber weite Strecken unscharf und vage.
Ich koennte jetzt auch die Zeitskalen bringen - z.B. die Noldor haben Sindarin als Verkehrssprache viel schneller uebernommen als sie unter dem Einfluss der Cirth einen beleriandischen Modus uebernehmen konnten (den Einfluss beschreibt Tolkien eh' anders herum) - haben sie dann waehrenddessen mal ein paar Jahre nichts geschrieben?
Ich kann doch nicht die Bedeutung einer belegten attestierten nachlesbaren Quellen herunterspielen mit dem Hinweis auf viel zahlreichere hypothetische inexistente Quellen, die meiner Vermutung entsprechen.
Nein, kann ich nicht, und mache ich auch nicht.
*seufz* Sorry, aber die ganze Diskussion scheint mir grade so sinnlos. Wie gesagt, der Punkt fuer mich das hier nochmal aufzunehmen war deine Methodik kennenzulernen.
Nachdem ich mir das ganze im Laufe der Zeit doch von hier und da angeschaut habe bin ich zur Ueberzeugung gekommen dass das Szenario von Tolkien beim Schreiben des Appendix nicht definitiv ausgearbeitet war - er war eben unter Zeitdurck, kurz vorher wurde Noldorin ja auch zu Sindarin und die Restrukturierung musste auch noch irgendwie rein, er hatte die Tehtar-Moden und die Vollmoden (und den fuer Quenya, der aufgrund der Phonologie schon ein bisschen besonders ist) und hat halt alles moegliche ausprobiert - Englisch, die schwarze Sprache, mit einem Vollmodus hat er ja fuer den Koenigsbrief auch Englisch und Sindarin geschrieben.
Aus der Situation ist jede Erkenntnis die wir aus LOTR ziehen wollen fuer mich primaer etwas was wir reinstecken - nicht etwas was wir aus dem Text rausziehen koennen (wie gesagt, ich bin ueberzeugt dass Tolkien es nicht reingeschrieben hatte).
Und da wollte ich wissen von welchen Annahmen dein Ergebnis abhaengt - dadurch dass ich das Problem so umformuliert habe dass hypothetisch Quellen nicht relevant werden.
Aber (und das ist vielleicht auch ein Ergebnis) - zu meiner Ueberraschung habe ich keine Frage gefunden bei der du der Meinung waerst dass deine Loesung nicht stimmen koennte.
Du 'weisst' was die Loesung ist - und das macht die Diskussion fuer mich so frustrierend, weil da kann ich nicht mitgehen. Ich weiss eben nicht... Instinkt sagt mir dass wenn Tolkien wirklich einen menschlichen Erfinder eines Tengwarmodus im Sinn gehabt haette, er das aufgeschrieben haette. Instinkt sagt mir dass die Annahme dass die Elben den Tehtar-Modus fuer alle moeglichen Sprachen, nur nicht fuer Sindarin, verwendet hatten seltsam ist (jaja, ich weiss, die spaeteren Loremasters fanden es unpassend - das war als Tolkien a posteriori angefangen hat das System zu strukturieren - und die Widersprueche in spaeten Quellen werden grade Legende...)
Wie oben schon erwaehnt, ich glaube jede Loesung haben wir in den Text hineingebracht. Du siehst, ich habe auch etwas versucht das ganze zu nehmen und ein 'Maerchen' zu erzaehlen (ich nehme mir jetzt mal den Begriff, weil eigentlich hast du Recht - das ist es was ich da gemacht habe) - und ich finde das passt recht gut, nicht ueberall, ich finde auch deine Geschichten nicht schlecht, die haben auch ihre Schwaechen wo anders, und wenn wir das wirklich modellieren wuerden waere der Unterschied in der Signifikanz wohl marginal.
Wenn dein Ergebnis aber unabhaengig davon ist was ich dich bitte als Voraussetzung anzunehmen - dann ist es nicht mit Methoden erzielt die ich nachvollziehen kann.
Daher also - es tut mir leid, ich merke dir liegt daran zu ueberzeugen - aber mich frustriert es grade einfach nur noch - endgueltig Ende von mir.
Trotzdem nochmal danke fuer den Austausch!
* Thorsten