Da klicke ich erst mal wieder den DTS an und sehe nicht nur befriedigt, dass die guten Forodrim-Leute die neuen Tengwar-Texte aus VT 49 bereits fein säuberlich hinzugefügt haben, sondern entdecke darüber hinaus zu meinem grössten Erstaunen, dass gerade erst einer der längsten bisher bekannten Tengwar-Texte veröffentlicht worden ist, nämlich DTS 71 – Bilbo's Contract!
Grosse Vorfreude, denn der Text verspricht viel, darf ich doch eine Reihe schwierig zu schreibender Wörter erwarten, etwa professional acceptance exceeding fourteenth expenses guarenteed defrayed occasion arranged unnecessary requisite punctual! Aber vorerst warten warten warten...
Bilbo's Contract
Moderator: Moderatoren
- Celefindel
- Moderator
- Posts: 883
- Joined: Wed Mar 21 2007 16:19
- Location: Graz (Ö)
- Contact:
- Celefindel
- Moderator
- Posts: 883
- Joined: Wed Mar 21 2007 16:19
- Location: Graz (Ö)
- Contact:
Im Stauffacher, der grössten Bücherei da in Bern, hatten sie mir sogar zu meinem grossen Erstaunen gesagt, das Buch käme erst im September heraus. Dann habe ich aber im Netz gesehen, dass es die Houghton-Mifflin-Ausgabe ist, die erst dann erscheint, während die Harper-Collins-Ausgabe schon vor einem Monat erschienen ist. Oder umgekehrt. Oder mit ähnlichen Namen.
So, jetzt habe ich endlich DTS 71 untersuchen können, immerhin der drittlängste bekannte Tengwar-Text. Es ist Vollschrift nach der Aussprache, und wenn auch der Gebrauch der Vokalbuchstaben mit keinem bislang bekanntem übereinstimmt, so sind doch alle nötigen Zeichen belegt, so dass es möglich ist, die Schreibweise dieses Texts zu imitieren.
Bemerkenswert ist besonders der Gebrauch eines neuen Zeichens für [æ], nämlich von Vilya mit einem Punkt innerhalb, beziehungsweise einem kleinen Strichlein, das an den Balken angehängt ist, der Vilya oben abschliesst. Ferner scheint die Nummer 11 mit "tengwarisierten" arabischen Ziffern geschrieben zu sein, also mit zwei langen Trägern; und wiederholt ist nasalisiertes Silme nuquerna für [ns] verwendet. Mehr dazu und ausführlicher habe ich geschrieben auf elfscript2 #69.
Bemerkenswert ist besonders der Gebrauch eines neuen Zeichens für [æ], nämlich von Vilya mit einem Punkt innerhalb, beziehungsweise einem kleinen Strichlein, das an den Balken angehängt ist, der Vilya oben abschliesst. Ferner scheint die Nummer 11 mit "tengwarisierten" arabischen Ziffern geschrieben zu sein, also mit zwei langen Trägern; und wiederholt ist nasalisiertes Silme nuquerna für [ns] verwendet. Mehr dazu und ausführlicher habe ich geschrieben auf elfscript2 #69.
Erst gerade sehe ich, dass auch im zukünftigen Film eine Form von Bilbo's Contract vorkommt, die allerdings wenig mit der von Tolkien gemein hat. Das ist jetzt nicht wirklich eine Neuigkeit, sondern schon seit anfangs Jahr bekannt, vgl. z.B. The Hobbit: Deciphering Dwarf Documents. Und handgemachte Kopien davon sind sogar verkauft worden, vgl. The Contract of Bilbo Baggins. Persönlich würde ich ja viel eher eine Kopie von Tolkiens Version kaufen, aber die gibt es halt nur als Abdruck im genannten Buch (ist dafür viel billiger).
Beide Text können übrigens nicht als authentische Mittelerde-Dokumente durchgehen. Tolkiens Version ist zwar immerhin in Tengwar geschrieben – und in herrlicher zwergisch-krakeliger Ausführung! –, aber dennoch in Englisch, und das wird in Mittelerde bekanntlich nicht gesprochen. Tolkien selber kommt in «Of Dwarves and Men» (in The Peoples of Middle-earth) darauf: Es ist ja in Ordnung, gesprochenes Westron als Englisch wiederzugeben (bzw. «zu übersetzen») und mit Westron verwandte Sprachen als mit Englisch verwandte Sprachen. Dieses Verfahren kann jedoch nicht auf Dokumente übertragen werden, die Authentizität heischen.
Aber auch wenn keiner der beiden Texte authentisch sein kann, so bedaure ich doch, dass sich die Filmleute offenbar gar nicht an Tolkiens Version des Vertrags orientiert haben. Der Grund dafür dürfte kaum darin liegen, dass Tolkiens Text erst nachträglich veröffentlicht wurde: Die richtige Arbeit am Film begann laut Wikipedia erst 2008, aber die Reproduktion von Tolkiens Version wurde bereits 2007 veröffentlicht – und ihr vollständiger Wortlaut ist schon seit vielen Jahrzehnten bekannt. Tja (und dann zahle ich denen voraussichtlich auch noch was ... ☺).
Beide Text können übrigens nicht als authentische Mittelerde-Dokumente durchgehen. Tolkiens Version ist zwar immerhin in Tengwar geschrieben – und in herrlicher zwergisch-krakeliger Ausführung! –, aber dennoch in Englisch, und das wird in Mittelerde bekanntlich nicht gesprochen. Tolkien selber kommt in «Of Dwarves and Men» (in The Peoples of Middle-earth) darauf: Es ist ja in Ordnung, gesprochenes Westron als Englisch wiederzugeben (bzw. «zu übersetzen») und mit Westron verwandte Sprachen als mit Englisch verwandte Sprachen. Dieses Verfahren kann jedoch nicht auf Dokumente übertragen werden, die Authentizität heischen.
Aber auch wenn keiner der beiden Texte authentisch sein kann, so bedaure ich doch, dass sich die Filmleute offenbar gar nicht an Tolkiens Version des Vertrags orientiert haben. Der Grund dafür dürfte kaum darin liegen, dass Tolkiens Text erst nachträglich veröffentlicht wurde: Die richtige Arbeit am Film begann laut Wikipedia erst 2008, aber die Reproduktion von Tolkiens Version wurde bereits 2007 veröffentlicht – und ihr vollständiger Wortlaut ist schon seit vielen Jahrzehnten bekannt. Tja (und dann zahle ich denen voraussichtlich auch noch was ... ☺).