Ailinel wrote:lateinisches synthetisches Futur: canta-b-o
---> spätlateinisch-"frühromanisches" Futur: cantare habeo
---> romanisches synthetisches Futur: frz. (je) chanter-ai, ital. canter-ò, span. cantar-é
---> frz. j'vais-chanter, span. vua-cantar
Dies ist übrigens ein bekanntes Beispiel dafür, dass bei diesen "Zyklen" die Sprachen dazu neigen, bei den alten Kategorien zu bleiben. Die romanischen Sprachen, die stets ein Futur hatten, sind beim Futur geblieben, haben aber neue Formen dafür entwickelt. Die germanischen Sprachen hingegen, die nie ein Futur hatten, haben auch nie eins entwickelt. Klar gibt es Ausnahmen, so die skandinavischen Sprachen, die ja ein Futur entwickelten, und irgendwie ist ja offensichtlich der Unterschied zwischen den germanischen und den romanischen Sprachen entstanden, aber ich halte das trotzdem für eine bemerkenswerte Tendenz.
Aran wrote:Die beiden Adjektivformen wurden eine Zeit lang synonym benutzt, aber als das Verb "sein" wegfiel, wurde das neue Paradigma attributiv, das alte prädikativ benutzt.
Wäre es nicht umgekehrt, dass die endungslose, also ältere Form attributiv verwendet würde? Das wäre dann ähnlicher wie in archaisierendem Deutsch: "Das schöne Kind" vs. "das Kind ist schönes".
Im Deutschen scheint es mir ähnliches verlaufen zu sein, man sieht sowas zumindest bei Maskulinum (und Neutrum):
Nom/Akk/Dat: gut-er, gut-en, gut-em und er, ihn, ihm
Ich konnte dazu allerdings nichts genaueres finden..
Das ist ein gemeingermanisches Merkmal, ist aber in den meisten germanischen Sprachen verloren gegangen, ausser in so altertümlichen Sprachen wie dem Deutschen. Wie es entstanden ist, darüber weiss ich auch nichts Genaueres, aber ich vermute eher einen Zusammenhang mit der Determinierheit, vgl. "mit gute
m Grund" vs. "de
m/eine
m gute
n Grund".
Aber der Kreislauf dürfte nur für einige bestimmte Formen gelten. Schließlich kann etwas auch unwiederbringlich verloren gehen und da - wie es aussieht - neue Formen nur aus etwas bereits vorhandenem entstehen, bleibt da immer weniger Spielraum, sodass das Analytische letzlich die Oberhand gewinnt, wie mir scheint.
Ich glaube nicht, dass es derartige Tendenzen gibt, denn Sprachen gibt es schon derart lange, dass sich jegliche Tendenz schon längst durchgesetzt haben müsste. Gewiss kommt es vor, dass Kategorien restlos verschwinden, aber umgekehrt können auch Kategorien völlig neu entstehen, so beispielsweise die genannte Kongruenz der französischen Verben mit dem Objekt.